Von Bogarosch zum Universitätskatheder

Prof. em. Dr. Nelu Bradean-Ebinger erhielt vom VLÖ im Oktober die Ehrennadel in Gold. Ein halbes Jahr zuvor erschien in der Beilage „Irodalmi Jelen“ der Zeitschrift „Nyugati Jelen“, März 2023, ein Rückblick des langjährigen Professors der Universität Corvinus auf seinen Lebensweg. Aufgezeichnet wurde er von Gábor Miklós (Uni Corvinus Budapest); aus dem Ungarischen von Annkristin Teichert.

______________________________________________

Ich glaube, dass meine Eltern, meine Großeltern und meine Generation denselben Weg gegangen sind wie viele Menschen, die im 19. und 20. Jahrhundert aus Siebenbürgen, dem Partium oder dem Banat kamen. Durch meine schwäbisch-ungarischen Bindungen im Banat, Temesch, erzähle ich, wie ich über viele Umwege von Bogarosch/Bulgăruș/Bogáros, im ehemaligen Komitat Torontal gelegen, später Teil des Komitats Temesch, an die Fakultät der Corvinus-Universität in Budapest kam. Und wenn einer unserer lieben Leser eine bestimmte Situation oder einen bestimmten Ort aus dieser alten Welt kennt, lohnt es sich, die folgenden Zeilen aufzuschreiben, damit sich möglichst viele von uns mit gutem Herzen an diese Zeiten und Orte erinnern können.

Ich wurde am 22. Juli 1952 in Arad geboren und als Nelu (Johann) Bradean-Ebinger in der römisch-katholischen Kirche getauft. Ich habe mich immer als Schwabe aus dem Banat, einen Bogaroscher Schwaben, bezeichnet. Damals waren wir Schwaben im Dorf noch in der Mehrheit. Erst später kam es zu der großen Bevölkerungsveränderung. Wir verschwanden völlig. Aber wir wollen nicht zu weit vorgreifen.

Ich kann mich als österreichisch-ungarischen Monarchie-Bürger bezeichnen. Meine Großmutter mütterlicherseits, Mária Fehér, stammte aus dem Dorf Pince in der Nähe von Unterlimbach/Lendava/Alsólendva. Das ist heute Teil der slowenischen Region Muravia und die „ungarischste” Stadt der Region, mit einem madjarischen Anteil von etwa 35 %. Mein Großvater stammte aus Bogarosch, aber nachdem er die Handelsschule in Segedin absolviert hatte, ging er nach Amerika, um dort zu arbeiten, wie so viele zu jener Zeit. Sie gingen bis nach Uruguay, einschließlich Montevideo, wo sie im Tierhandel tätig waren. Mein Onkel Hans Ebinger wurde 1928 und meine Mutter Gisela 1930 geboren. 1931 starb meine Großmutter Mária Fehér und so kehrten mein Großvater und seine beiden Kinder nach Bogarosch zurück. Die Gelegenheit bot sich, denn der fränkisch-deutsche Dialekt, der damals in den meisten Teilen des Banats noch gesprochen wurde, erleichterte meinem Großvater und seinen Kindern die Wiedereingliederung. Natürlich waren auch meine Urgroßeltern und andere Familienmitglieder, die in Bogarosch lebten, in dieser Hinsicht hilfreich; sie halfen bei der Erziehung meiner Mutter und meines Onkels. Es gibt eine Familiengeschichte, wonach ein wohlhabendes Ehepaar auf dem Schiff von Uruguay nach Hause meine Mutter adoptieren wollte, aber mein Großvater weigerte sich, sich festlegen zu lassen.

 

Bis 1942 pendelte mein Großvater zwischen dem Kreis Temesch und dem nahe gelegenen Großkikinda/Kikinda/Nagykikinda im Westen des Banats, um Geld zu verdienen und Handel zu treiben. 1942 wurde er von Partisanen wegen illegalen Grenzübertritts erschossen. Wie die meisten Schwaben in Temesch oder die Siebenbürger Sachsen stand mein Onkel unter dem Einfluss der Wehrmachtspropaganda, die jedoch nicht mit der Propaganda der Nazis identisch war. Im Jahr 1944 meldete er sich zur Armee und ging mit der deutschen Armee bis nach Warschau. Schließlich wurde er 1945 von US-Flugabwehrkanonen abgeschossen. Meine Mutter, Gisela, blieb allein zurück. Mein Vater wurde 1921 in Jenopol/Ineu/Borosjenő geboren. Er kämpfte den ganzen Krieg über im Rang eines Zenturios an der Seite der Deutschen – und bis zum Absprung auch an der der Rumänen – und kam bis nach Prag. Als tapferer Soldat wurde er zweimal mit dem Eisernen Kreuz Erster Klasse ausgezeichnet, das er bis an sein Lebensende behielt. Am 9. Mai 1945 brach er aus Prag mit 100 Mann ins Banat auf. Unterwegs schliefen sie, wo sie konnten, und aßen, was sie fanden. Manchmal wurden sie aufgenommen und dann war es natürlich leichter, die Reise zu überleben. Als er nach Hause kam, hatte er 40 kg abgenommen, aber er kam nach Hause. Er gab seine Medaillen nie auf, vergrub sie lieber im Garten und trug sie auch nach dem Regimewechsel. Der lebensfrohe Mann und erfahrene Militäroffizier wurde 82 Jahre alt und ging 2003 in das Reich Gottes über.

Nach dem Krieg wurde er Händler in einem Geschäft in Bogarosch, was damals sehr gut funktionierte, da wir in der Nähe der ungarisch-serbisch-rumänischen Grenze wohnten. In den fünfziger Jahren, als Kind, fehlte es mir an nichts. Es gab zwar nichts, womit man es vergleichen könnte, aber dank meiner Eltern hatten wir alles. Ich ging in einen deutschsprachigen Kindergarten und dann in die deutschsprachige Grundschule. Wir hatten madjarische Kinder bei uns, so lernten wir die Sprache des anderen. Rumänen und Zigeuner lebten zu dieser Zeit eher am Rande des Dorfes. In der Schule gab es getrennte deutsche und rumänische Klassen. Die madjarischen Kinder zogen es vor, zu uns – der deutschsprachigen Klasse – zu kommen.

Mein Vater fuhr oft nach Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare/Nagyszentmiklós, Arad und Temeswar, um dort einzukaufen, während er Szabad Európa hörte. Dank seiner Handelsaktivitäten hatten wir immer ein Orion TV, unseren eigenen Wein zum Verkauf und sogar Bier zu Hause. Mein Vater züchtete auch Schweine und baute in den 60er Jahren sogar Tomaten für den Export an. Wir hatten 400 Setzlinge unter einem Folienzelt, die zweimal am Tag begossen werden mussten – genauer gesagt: Wir Kinder mussten sie gießen. Im Sommer, im Juli und August, mussten wir die Tomaten pflücken und sie zum nahen gelegenen Bahnhof bringen, wo sie abgeholt wurden. Wenn ich an diese Zeit von Gheorghe Gheorghiu-Dej zurückdenke, erlebten wir den Kommunismus genau andersherum als die Ungarn. Uns ging es in den 1950er Jahren und vielleicht in der ersten Hälfte der 1960er Jahre viel besser als den Ungarn während der Rákosi-Ära und der Zeit der Repression nach 1956. Später drehte sich der Spieß um, und in der Kádár-Ära wurde das Leben in Ungarn jeden Tag ein wenig freier, während sich das Leben in Siebenbürgen und im Banat unter Ceauşescu für die meisten Menschen verschlechterte.

Der spürbare Wandel kam nach 1968. Nachdem Ceauşescus Rumänien sich geweigert hatte, am Einmarsch in Prag teilzunehmen, gewann er mit seinen Reden einen bedeutenden Teil der rumänischen Bevölkerung für sich (und täuschte die westlichen Staaten gut zehn Jahre lang). Zu dieser Zeit lebten noch etwa 250 000 Schwaben im gesamten Banat, in den Kreisen Arad und Temesch, aber auch im Süden in und um Reschitza im Kreis Caraș-Severin, ung. Krassó-Szörény.

Ich habe mein Abitur in Hatzfeld/Jimbolia/Zsombolya in einer deutschsprachigen Lyzeumsklasse gemacht. Damals gab es am Lyzeum Unterricht in allen drei Sprachen, dies führte auch zur Bildung von Fußballmannschaften. Meistens spielten wir Schwaben in einer Mannschaft mit unseren madjarischen Klassenkameraden Fußball, die Gegner waren natürlich die Rumänen. Übrigens lernten wir in jenen Jahren leicht die Sprache des jeweils anderen, was nur dadurch verstärkt wurde, dass im Banat ungarische und deutschsprachige Fernseh- und Radiosender leicht zu empfangen waren, und natürlich auch jugoslawische Frequenzen. Rumänischsprachige Fernsehsender gab es zu dieser Zeit bei uns jedoch nicht.

Nach dem Abschluss wurde ich an der Universität Bukarest zugelassen: Germanistik und Finnougrische Studien. Dieser Studiengang war in Bukarest gerade erst eingerichtet worden, bis in die 1970er Jahre gab es in der rumänischen Hauptstadt keinen solchen Studiengang. Unser Lehrer kam von Klausenburg nach Bukarest, damit der Kurs dort beginnen konnte. Das erste Jahr war für mich und für andere, die aus Siebenbürgen oder dem Banat kamen, schwierig. Studenten aus dem Banat und Siebenbürgen mit einer europäischen Mentalität fühlten sich in dieser großen Balkanstadt oft nicht wohl. Es gab damals und gibt immer noch den Unterschied, den wir jeden Tag zwischen verschiedenen Mentalitäten und alltäglichen Wahrnehmungen erleben. Deshalb war ich froh, als ich die Möglichkeit bekam, als Banater Schwabe mit einem Stipendium sechs Wochen in Finnland zu verbringen. Ich startete in Großwardein in Ungarn und reiste über Pressburg und die DDR nach Lappeenranta in Karelien. Wir wurden bei Familien untergebracht und hier lernte ich mehrere ungarische Teilnehmer kennen wie Bertalan Andrásfalvy, den in Ödenburg geborenen Ethnographen und späteren MDF-Politiker aus Fünfkirchen.

Und wie kam man nach Skandinavien oder besser gesagt: Wie kam man wieder zurück? Natürlich auf einem abenteuerlichen Weg! Wer sich erinnert: Die Waggons der berühmten internationalen Züge des Sozialismus trugen oft die Embleme der ostdeutschen MITROPA. In einem solchen Zug habe ich mich auf die große Reise von Großwardein über Budapest und Pressburg nach Skandinavien begeben. Es war eine angenehme Reise nach Pressburg in Gesellschaft einiger netter und hübscher madjarischer Mädchen aus dem ehemaligen Oberungarn. Später fuhr ich per Anhalter in den Norden nach Lappland. An die sechs Wochen, die ich im Norden Finnlands und Norwegens verbracht habe, habe ich sehr gute Erinnerungen. Auf dem Heimweg fuhr ich über Norwegen in die BRD, wo meine Verwandten aus dem Banat auf mich warteten. Dann fuhren wir nach Bonn und ins Saarland. Für mich war es ein echtes „postmonarchisches” Familientreffen: Meine Tante, die aus Unterlimbach (damals Jugoslawien) kam, hatte hier geheiratet, ich kam aus Bogarosch. Es genügt zu sagen: Das mitteleuropäische Milieu blitzte für einen Moment irgendwo im Westen auf. Bevor ich in mein Heimatland Temesch zurückkehrte, stellte mich der liebe Gott auf die Probe. Mein letzter Besuch bei einem Verwandten war in Bad Tölz in Bayern, einer kleinen Stadt weniger als 50 km von München entfernt.

Das war noch im Jahre 1972. Daraus kann der Leser erahnen, was es für einen jungen Mann, der Sport liebte und gut Fußball spielen konnte, bedeutete, die Olympischen Spiele buchstäblich live vor Ort verfolgen zu können. Ich wurde ein integraler Bestandteil des olympischen Dorfes. Ich hatte eine Freikarte, die mir von Verwandten geschenkt worden war, und ich nutzte diese einmalige Gelegenheit. Meine Leidenschaft für den Sport ging so weit, dass ich ein Training von Bayern München besuchte und am Zaun vom ungarischstämmigen Assistenztrainer der damaligen großen Mannschaft angesprochen wurde, der mich zu einer Trainingseinheit einlud. Ich kann stolz erzählen, dass ich bei dem Training eine so gute Leistung gebracht habe, dass im Nachhinein Bayern München mich zum Bleiben überzeugen wollte! Sie hätten mir geholfen, mein Studium zu beenden. Eines hätte ich aber tun sollen: ganz in die BRD zu flüchten. Es war keine leichte Entscheidung für einen jungen Mann von 20 Jahren, aber ich stieg schließlich in den Zug nach Prag. Von dort kam ich über Pressburg und Budapest nach Großwardein. Von dort war es nur ein Katzensprung nach Arad und Lowrin/Lovrin im Kreis Temesch, wo ich aus dem Zug stieg.  war schon spät am Abend, als ich durch das Tor unseres Gartens in Bogarosch trat. Da es kein Handy gab (eigentlich gab es kaum ein Telefon), war es eine große Überraschung, als ich nach meiner Reise durch halb Europa und nach so vielen Abenteuern zu Hause ankam.

Nach einer Woche zu Hause begann das Studium in Bukarest im Herbst 1972. Das Datum ist wichtig, weil es damals noch freier war, von Rumänien in die Nachbarländer zu reisen. Man könnte auch sagen, dass wir die letzte freiere Hälfte der kommunistisch-sozialistischen Welt erlebten, in der Rumänien damals lebte und existierte, bevor die Grenzen geschlossen wurden. Ceauşescus „Erfahrung” von seinem Besuch in Peking, verschloss schließlich all denjenigen, die versuchten, Rumänien zu verlassen, alle Türen. Ich erhielt ein Stipendium aus Ungarn und wurde in der Internationalen Vorbereitungsschule an der Wuderscher Straße in Budapest untergebracht, wo ich mit bulgarischen, estnischen, jugoslawischen und sowjetischen Schülern studierte.

Wenige Wochen nach meiner Ankunft in Budapest fand ich mich an der geisteswissenschaftlichen Fakultät der ELTE wieder, wo ich Ungarisch, Finno-Ugristik und Allgemeine Germanistik (Skandinavistik) studierte. Ich lernte ein wunderbares Mädchen aus Wieselburg-Ungarisch Altenburg kennen, das ich schließlich heiratete, aber ich hatte damals keine Ahnung, wie holprig der Weg dank Ceauşescus Regime sein würde!

Als ich mein Studium in Ungarn fortsetzte, lief mein Visum aus, aber ich wollte aus den bereits erwähnten persönlichen und öffentlichen Gründen nicht nach Hause zurückkehren. Im Jahr 1976 konnte ich nicht einmal zur rumänischen Botschaft gehen, denn dann wäre ich offiziell repatriiert worden.

Dennoch wurde ich 1977 an der Eötvös-Hochschule von den ungarischen Verteidigungskräften gebeten, bei einem Treffen mit dem finnischen Verteidigungsminister zu dolmetschen. Eine Woche lang trug ich sogar die Uniform eines Leutnants der ungarischen Verteidigungsstreitkräfte und reiste zu Militärflughäfen in Ungarn. Ich war kein ungarischer Staatsbürger, aber ich galt als staatenloser Dissident. Bis heute frage ich mich, wie all diese Fäden zusammenhingen. Als tiefgläubiger Katholik habe ich festgestellt, dass der Humor Gottes oft im Alltag zu spüren ist.

1979 war meine Aufenthaltsgenehmigung in Ungarn abgelaufen. Obwohl ich als Lehrassistent am Spracheninstitut angenommen worden war, Deutsch, Finnisch und Schwedisch unterrichten konnte, hatte die rumänische Verwaltung angedeutet, dass man mich mitnehmen werde, wenn ich nicht nach Hause ginge – die Endstation wäre wohl das Donaudelta gewesen. Ein Lehrerkollege vom berühmten Eötvös-Gymnasium in Großkarol/Carei/Nagykároly versprach sogar, mich vor den rumänischen Behörden zu verstecken. Aber das wäre weder ein Leben noch eine Lösung auf Dauer gewesen. Außerdem wollte ich endlich das Mädchen heiraten, das ich mir ausgesucht hatte. Schließlich heirateten wir 1979 in Raab im Beisein des Herrn, nur in einer kirchlichen Zeremonie. Aber die vertraute mitteleuropäische sozialistische Blässe hing über meinem Kopf.

Im Jahr 1979 stand ich mit verschiedener Hilfe endlich kurz davor, die ungarische Staatsbürgerschaft erlangen. Wir fühlten, dass die Zeit für eine staatliche Trauung gekommen war. Wir standen schon vor dem Standesbeamten. Alle dachten, dass mein vorübergehender Zustand endlich zu Ende sei, als der Standesbeamte verkündete, dass das Innenministerium die Genehmigung zurückgezogen habe, so dass wir die Hochzeit nicht abhalten könnten.

Und wie hat das Leben – oder besser gesagt: Wie hat Gott es wiedergutgemacht? Ein Jahr später, am 15. März 1980, gelang es uns, in Ungarn zu heiraten, so dass wir am Abend, nach der kleinen Zeremonie, „Bánk Bán“ in der Oper sehen konnten. Rückblickend muss ich meinem Schwiegervater Recht geben: Ich wurde in einem Kokon geboren.

Von da an war mein Leben relativ einfach und reibungslos. In den 1980er Jahren forschte und lehrte ich in Nürnberg, München, später Lyon, Salzburg, Klagenfurt, Wien, Bern, Tübingen und Uppsala. Im Jahr 1984 wurde ich Kandidat der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. In der ersten Hälfte der 2000er Jahre kam ich an das Institut für Sprachen der damaligen Budapester Universität für Wirtschaftswissenschaften und Öffentliche Verwaltung und 2005 an den Lehrstuhl für Internationale Studien, wo ich Studenten, die sich für diese Themen interessieren, Grundkenntnisse über die Europäische Union sowie, Studien über Mitteleuropa und Minderheitenpolitik vermittelte.

Am Ende bleibt nur noch eine Frage des lieben Lesers offen, wenn Sie uns schon die Ehre erwiesen haben, die Lebensgeschichte eines Schülers aus einem Temescher Dorf zu lesen. Wann war ich wieder zu Hause in Bogarosch?

Es war im Jahr 1999. Ich gestehe, ich hatte Angst, die Grenze zu überqueren – nicht nur, weil ich nicht wusste, wie die Welt, die ich von früher kannte, mich empfangen würde. Die Erinnerungen an die zweite Hälfte der 1970er Jahre waren noch in mir: die Tortur, die Staatsbürgerschaft und die Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten.

Ich überquerte die Grenze in Warschand/Vărșand/Gyulavarsánd und mein lang vermisster Vater wartete in Jenopol auf mich. Von dort aus reisten wir gemeinsam zurück nach Bogarosch. Da ich seit mehr als 20 Jahren nicht mehr zu Hause gewesen war, überkamen mich immer wieder Erinnerungen. Das Dorf, in dem ich aufgewachsen war, in dem Schwaben, Ungarn, Serben und Rumänen gemeinsam Fußball spielten, hatte sich, wie so vieles im Banat, völlig verändert. Die Regionen Temesch, Arad und Torontal können immer noch als multikulturelle Welt bezeichnet werden, wie es Politiker mancherorts gerne tun. Aber das, was wirklich eine multinationale Welt war, das alltägliche Treiben des Zusammenlebens, der Landwirtschaft und der kulturellen Einflüsse, in dem ich aufgewachsen bin, ist für immer verschwunden. In Bogarosch leben keine Schwaben oder Madjaren mehr, dafür Rumänen und Roma.

Lieber Leser! Danke, dass Sie mir durch meine Lebensgeschichte über die Welt des Banats gefolgt sind. Und wenn ich ein wenig zu unseren gemeinsamen Erinnerungen an das Banat im 20. Jahrhundert beitragen konnte, dann lohnt es sich, Ihnen zu erzählen, wie ein schwäbisches Kind aus dem späten Komitat Torontal, später Bogarosch im Komitat Temesch, seinen Weg zur Universität in Budapest begann. (Fortsetzung folgt)

 

Folgen Sie uns in den sozialen Medien!

Spende

Um unsere Qualitätsarbeit ohne finanzielle Schwierigkeiten weitermachen zu können bitten wir um Ihre Hilfe!
Schon mit einer kleinen Spende können Sie uns viel helfen.

Beitrag teilen:​
Geben Sie ein Suchbegriff ein, um Ergebnisse zu finden.

Newsletter

Möchten Sie keine unserer neuen Artikel verpassen?
Abonnieren Sie jetzt!