Bemerkungen (so nach dem Sprichwort: Dem einen gefällt der Pfarrer, dem anderen die Köchin)

Von Georg Krix

Landsmann Jenő Kaltenbach sagt in dem Meinungsartikel Artikel „Mal was anderes” (https://sonntagsblatt.hu/2021/08/27/mal-was-anderes/) so manche Wahrheit. Das gilt eben für den ersten Absatz (wohl mit einigem Bedenken) und für sein Schlußwort. Was dazwischen geschrieben steht, da unterscheiden sich unsere Geister.

Bedenken zum ersten Absatz habe ich nur in der Hinsicht, dass darin die Neue Zeitung und das Sonntagsblatt erwähnt werden und so eigentlich der Eindruck entstehen kann, als gäbe es für das ca. 200.000 Seelen zählende Ungarndeutschtum eine deutsche Presse im schönen Ungarland. Dass dem nicht so ist, stellt sich schnell heraus, wenn man dazu weiß, dass die Neue Zeitung – dank staatlicher Finanzierung – wöchentlich, aber nur auf wenigen Seiten unseren Landsleuten irreführede Lobeshymnen hinsichtlich Lage der Volksgruppe serviert, wogegen das Sonntagsblattt jedoch – dank den Spenden der Leser – wohl auf 32 Seiten, aber leider nur viermal im Jahr die Möglichkeit hat über Volkstumspolitik – Errungenschaften und Probleme deutscher Minderheiten – zu informieren. Wirklich, Themen der weltenbewegenden „großen” Politik, wie auch Parteipolitik, werden in diesen Blättern nicht behandelt. Wozu auch? Freilich, eben das ist aber das Problem von Herrn Kaltenbach. Nur:

Herr Kaltenbach liegt sehr daneben, wenn er behauptet, dass „Dinge, die außerhalb passieren…’ NUR’ von ungarischen Blättern und eben aus Sicht der Mehrheitsnation interpretiert werden” (so sinngemäß). Ja, weiß er denn nicht, dass es in Ungarn auch eine deutschsprachige „Budapester Zeitung” und auch immer noch den bereits aus Urgroßvaters Zeiten bekannten „Pester Lloyd” gibt? Wenn also unsere alten oder neuen Deutschen in Ungarn „politisieren” wollen, so gibt es dazu doch entsprechende neutrale deutsche Presseorgane für jedermanns Geschmack. Ich darf wohl annehmen, dass diese Zeitungen sogar auch über den „großen Skandal” (Spionagesoftware aus Israel namens Pegasus) berichtet haben, den – laut Kaltenbach – die Orbán-Regierung zu vertuschen versuchte… (Dazu so nebenbei eine Lesermeinung: „In Frankreich sind 10.000 Kontakte betroffen und man setzt einen Untersuchungsausschuss ein. In Ungarn sind es 300 und man weiß gleich, daß es der böse Orbán ist.“)

Ob dieser „große Skandal“ den Ungarndeutschen überhaupt bekannt ist, ob man sich dafür interessiert oder interessiert hat, ist für mich ein Fragezeichen. Ob sich dafür die LdU und der Parlamentarier Ritter hätten einsetzen sollen? Warum wohl? Inwieweit könnte die Volksgruppe in dieser Geschichte betroffen sein? Gibt es Anzeichen, dass Mitglieder der Volksgruppe ausspioniert wurden? Ach ja, Frau Englender-Hock und Herr Ritter haben versäumt der Sache nachzugehen…

Nun, dieses Versäumnis sollte unser, d.h. der ungarndeutschen Volksgruppe größtes Problem sein! Leider gibt es daneben gar viele, ganz andere Probleme, an die unsere ‚Oberen‘ in der LdU und im Parlament herangehen sollten. Ich will die hier nicht aufzählen, sie sind ja eigentlich im SONNTAGSBLATT nachzulesen. Lesermeinungen und kritische Artikel gibt es darin jahraus-jahrein in jeder Menge, stets wohlgemeint und zu Taten anregend. Doch keine einzige Stellungnahme, geschweige denn irgendwelche Maßnahmen zum Wohle der Gemeinschaft können verzeichnet werden. Warum wohl? Weil die Gemeinschaft für die ‚Oberen‘ nicht maßgebend ist, weil deren Meinung eben nicht gefragt wird.

Dem abschließenden Gedanken in Herrn Kaltenbachs Beitrag will ich gerne mit einer kleinen Ergänzung zustimmen: „…man sollte langsam auch (volks)politisch erwachsen werden…“! Weil ein harter Weg liegt noch vor uns! So auch der Urnengang im nächsten Jahr. Wir sollen wählen; aber wie und wen? Unsere jetzigen „Machthaber“ schweigen sich vorläufig noch tot dazu. Der nächste Beitrag von Herrn Kaltenbach könnte also mit der Überschrift „ Nun aber was ganz anderes“ im Sonntagsblatt erscheinen und darin mit Vorschlägen und Meinungen zur Wahl im nächsten Jahr aufwarten. Schließlich hat er als namhafter Ungarndeutscher bestimmt beachtenswerte juristische und praktische Erfahrungen zum Thema, war er doch nach der Wende der erste Vorsitzende der „neuen“ Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen und dann für viele Jahre Ombudsmann der Minderheiten bei der ungarischen Regierung.

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