Drei Tugenden für die deutsche Sprache in Ungarn

von Armin Stein

Lage

Die Situation der deutschen Sprache innerhalb der ungarndeutschen Minderheit ist leider  problematisch. Es ist Normalität für Kinder und Jugendliche die deutsche Sprache zum ersten Mal erst innerhalb einer Bildungseinrichtung anzutreffen. Diese Situation verursacht ein spezielles Verhältnis der Kinder zu der deutschen Sprache. Für die ungarndeutsche Gemeinschaft ist es jedoch unerlässlich Kindern ohne muttersprachlichen Hintergrund eine Möglichkeit zu bieten sich nicht nur im Rahmen der Traditionen, sondern auch im Feld der deutschen Sprache einbringen zu können. Diese Demographie ist inzwischen eine gute Mehrheit der ungarndeutschen Jugendlichen, denen ein Bild des modernen Ungarndeutschen nicht vermittelt wurde. Institutionen können diese Aufgabe allein nicht bewältigen, Familien und die Gemeinschaft im Großen und Ganzen sind dazu von Nöten. In den folgenden Zeilen schildere ich, was wir als ungarndeutsche Gemeinschaft besser machen können, um unseren Jugendlichen eine „ungarndeutsche“ Perspektive aufzeigen zu können.

Motivation

Muttersprachler der deutschen Sprache zu sein, ist in den meisten Fällen kein Eigenverdienst, sondern ein Ergebnis des persönlichen Umfeldes und der Lebensumstände. Dies ist ein Vorteil, über den viele Ungarndeutsche nicht verfügen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass die Gemeinschaft die Motivation aufbringt Plattformen für Lernwillige zu schaffen. Diese können analog, digital oder eine Kombination derer sein, Hauptsache es bietet sich die Möglichkeit deutsch in einem ungezwungenen und inoffiziellen Umfeld zu sprechen. Wir Ungarndeutsche leben immer mehr in einer Art Diaspora, wo man kaum Kontakt im Alltag zu anderen Ungarndeutschen hat. Der Kompensation des Verlustes der traditionellen Gemeinschaft dient die Möglichkeit Kontakt auch über das Internet zu halten. Diese Strukturen benötigen keine Investitionen oder Institutionen um sie zu stützten, Internetzugang und ein guter Grundsatz sind ausreichend.

Toleranz

Deutsch zu lernen ist kein einfaches Unterfangen. Die eigenen Gedanken auf Deutsch auszudrücken, egal ob in Wort oder Schrift, ist für Nichtmuttersprachler oft ein Akt der Selbstüberwindung, welchem Respekt gebührt, besonders, wenn die Gesprächspartner oder Leser Muttersprachler sind. Deshalb ist es wichtig als Muttersprachler nicht in die Rolle des Oberlehrers zu schlüpfen, und alle Fehler, die gemacht wurden, zu korrigieren. Vielmehr ist es erstrebenswert eine Gesprächsatmosphäre zu schaffen, in welcher sich eventuelle Hemmungen gegenüber dem Deutschsprechen lösen.

Disziplin

„És akkor mostantól magyarul…“ Leider ist uns allen dieser Satz nur all zu gut bekannt. Ungarisch in einem Umfeld zu sprechen, wo jeder Ungarisch auf dem Niveau eines Muttersprachlers kann, ist meist die einfachste und bequemste Entscheidung. Jedoch genau diese Herangehensweise ist fehlerhaft. Die Muttersprachler müssen in sich die Motivation finden deutsch konsequent „durchzuziehen“, auch wenn dies die Wiederholung oder die Verlangsamung der Vermittlung von Inhalten herbeiführt. Diese Konsequenz schafft nicht nur Motivation für alle die Deutsch lernen dies weiterzuführen, es ist auch eine gute Möglichkeit ihr Sprachverständnis zu verbessern.

Fazit

Das Wiedererwerben der deutschen Sprache hängt in entscheidendem Maße vom Willen der ungarndeutschen Gemeinschaft ab. Dieser Artikel zeigt eine mögliche Herangehensweise für Ungarndeutschen an die Verbesserung der Sprachsituation auf. Es lässt sich konstatieren, dass die oben genannten Maßnahmen nicht zum Spracherwerb einer ganzen Generation führen werden. Jedoch müssen wir uns der Wahrheit stellen, dass allein auf den schulischen Deutschunterricht zu hoffen wird die erwünschten Ergebnisse nicht liefern. Um einen Wiedererwerb der deutschen Sprache zu fördern, sind Familiäre Strukturen, deutschsprachige Plattformen und der schulische Deutschunterricht notwendig.

Folgen Sie uns in den sozialen Medien!

Spende

Um unsere Qualitätsarbeit ohne finanzielle Schwierigkeiten weitermachen zu können bitten wir um Ihre Hilfe!
Schon mit einer kleinen Spende können Sie uns viel helfen.

Beitrag teilen:​
Geben Sie ein Suchbegriff ein, um Ergebnisse zu finden.

Newsletter

Möchten Sie keine unserer neuen Artikel verpassen?
Abonnieren Sie jetzt!