A méret nem számít?
Von Ákos Horony. Erschienen auf www.ma7.sk am 19. April 2019. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors. Deutsche Übersetzung: Richard Guth
Es ist überaus menschlich, dass, wenn wir etwas oft zu Gesicht bekommen, es dann nicht mehr auffällt. Es wird für uns zum Teil des Alltags, zu einem was ganz Natürlichen, so dass wir es als regelrecht empfinden oder als etwas Gottgegebenes. Auch dann, wenn es dem nicht so ist und auch nicht so sein sollte.
Es wird in diesem Beitrag um Aufschriften gehen, um die lingusitische Landschaft, hier, in den madjarischen Enden. Wenn jemand schon mal in der Umgebung von Niedermarkt/Dunajská Streda mit dem Auto unterwegs war – wo es gemessen an der madjarischen Bevölkerungsdichte pro Quadratmeter immer noch die meisten ungarischsprachigen Aufschriften gibt –, hat man vielleicht schon mal großflächige Plakate gesehen, die einen ins Einkaufszentrum Árkád (City-Arkaden) in Raab locken wollen. Auf diesen Plakaten lädt man die Madjaren und Slowaken der Großen Schüttinsel in der Regel zu einer kleinen Konsumfahrt ein, lobenswerterweise in zwei Sprachen. Das Problem mit diesen Plakaten ist lediglich, dass die Madjaren nur in einer halb so großen Schriftgröße angesprochen werden als die Slowaken.
Was hat sich der Auftraggeber des Plakats wohl gedacht? Womöglich, dass es schwieriger ist, die Slowaken zum Shopping im Nachbarland zu bewegen, weshalb wir es für sie dann mit größeren Buchstaben hinschreiben, damit sie die Werbebotschaft in einer größeren Dosis bekommen?! Oder denken unsere ungarischen/madjarischen Bürder und Schwestern in Raab aus irgendwelchen nationalen Stereotypen heraus über uns, dass die kleinere Aufschrift dank unserem im Vergleich zu den Slowaken wohl schärferen Blick für uns ausreicht?!
Wahrscheinlich nein. Wahrscheinlich ist es ihnen nicht bekannt, dass man es bereits kann, ja, sogar, dass es sich gehöre, es anders zu machen. Auf gut Deutsch gesagt haben sie ihren diesbezüglichen Kenntnisstand nicht „updated”. Wenn ich mich recht erinnere, sind sie mit rein ungarischsprachigen Plakaten durchgestartet, irgendwann nach 2006. Weil sie (hoffentlich) wussten, dass bei uns vornehmlich ungarisch gesprochen wird, haben sie, was ja auf der Hand liegt, von den für Ungarn bestimmten Plakaten ein paar mehr drucken lassen. Dann kam 2009 die Verschärfung des slowakischen (Staats-) Sprachgesetzes und dann die große Furcht vor den „Sprachpolizisten”. Womöglich wurden sie von irgendeinem Amt gewarnt (was wir nicht wissen können), so dass dann irgendwann der slowakische Text vor dem ungarischen auf dem Plakat angebracht wurde, der dann auch kleiner wurde. Und von nun an scheint es, dass sie sich dran gewöhnt haben, weil sie seitdem an dieser Tradition festhalten.
Und womöglich haben wir uns mittlerweile auch daran gewöhnt. Und das, obwohl seit der Gesetzesänderung im Jahre 2011 in den madjarischen bewohnten Ortschaften nicht einmal die Reihenfolge der Sprache vorgeschrieben ist, hinsichtlich Werbetexte nirgendwo im Land. Es ist Fakt, dass man sich auf der Großen Schüttinsel als gesetzestreuer Marktbeteiligter ruhig an erster Stelle auf Ungarisch und in der mit dem Slowakischen identischer Schriftgröße bewerben könnte.
Wohlgemerkt, ich habe mir nicht irgendeine Firma ausgesucht, sondern das Phänomen, was in unseren Gefildern nicht einmalig ist: Unternehmer madjarischer Nationalität, Firmen und Kommunen unter madjarischer Führung bringen den ungarischsprachigen Text in kleinerer Schriftgröße und an zweiter Stelle an, wenn sie ihn überhaupt anbringen. Und das, obwohl sie nichts dazu, also zur Abwertung und Geringschätzung der eigenen Sprache zwingt, abgesehen von möglichem Zwangs- oder Irrglauben.
Das Gesetz, wie oben bereits geschildert, lässt eine Aufschrift in einer anderen Sprache zu, deren Schriftgröße der des Slowakischen entspricht, eine Reihenfolge in madjarisch bewohnten Gemeinden ist bezüglich der ungarischen Sprache nicht vorgeschrieben. „In solchen Gemeinden, in den gemäß einer Sonderregelung eine nationale Minderheitensprache im Amtsverkehr benutzt wird, ist bei Aufschriften und Mitteilungen, die die Öffentlichkeit informieren, die Reihenfolge des Textes in der nationalen Minderheitensprache und des in der Staatssprache nicht festgelegt. Ferner ist die Reihenfolge der Texte unterschiedlicher Sprache auch im Falle von Werbebeiträgen nicht festgelegt (Sprachgesetz, Paragraph 8, Absatz 6).
Eins ist sicher, bei der Größe der Aufschriften zählt die Größe, und nicht nur wegen der Lesbarkeit, sondern auch wegen der negativen Konnotation, die durch eine kleinere Schriftgröße entsteht. Das weiß auch der slowakische Gesetzgeber, da er vorschreibt, dass die slowakische Aufschrift nicht kleiner sein darf als die anderssprachige. Es wäre womöglich an der Zeit, dass wir dem bewusst werden. Lasst uns in unserer Heimat unserer Muttersprache und uns selbst den nötigen Respekt geben und einfordern. Natürlich kann eine ungarische Aufschrift an zweiter Stelle und mit kleinerer Schriftgröße in der Tatra, wo man zu Gast ist, Freude bereiten, aber in Niedermarkt ist eine kleinere ungarischsprachige Aufschrift unhöflich den hier Lebenden gegenüber.
Der Autor, ausgebildeter Maler und Jurist, ist Stadtverordneter der Partei der Madjarischen Koalition (SMK/MKP) und Sprachaktivist (Ideengeber und Koordinator der Applikation „Velemjáró”).
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