Von Patrik Schwarcz-Kiefer
Man streitet und diskutiert darüber seit langem, ob die Ungarndeutschen sich Donauschwaben nennen sollten oder nicht (hier geht‘s natürlich nicht um die in Westungarn verbliebene Heanzen, sondern um die „wahren“ „Schwaben“, die nach den Türkenkriegen im Königreich Ungarn angesiedelt wurden). In der letzten Zeit scheint es so, dass dieser Begriff aus der ungarndeutschen Umgangssprache gänzlich verschwindet. Eine große Ausnahme ist, wenn der Weltdachverband der Donauschwaben sein Welttreffen in Ungarn organisiert. Jugendliche und ältere Jugendliche aus der ganzen Welt (vor allem aus den USA, Kanada und Brasilien) nehmen an dieser zweiwöchigen Veranstaltung teil um das Leben und die Kultur ihrer Vorfahren kennen lernen zu können. Ich hatte auch die Gelegenheit, mich nur für paar Stunden dieser Gruppe anzuschließen; und diese Erfahrung werde ich nie vergessen.
In Bohl/Bóly und dann in Taks/Taksony konnte ich mich mit den Teilnehmern ein bissl unterhalten, und als alle auf die Frage „Wie identifizierst du dich?“ „als Donauschwabe“ antworteten, manchmal auf Englisch (der Sprachverlust ist nicht nur für uns ein Problem), manchmal mit amerikanischem Akzent. Und wenn junge Erwachsene aus meinem Alter, z. B. aus Chicago, dasselbe tun, beginnt man Gedanken zu machen; wie zum Teufel kann es sein, dass nach fast einem Jahrhundert Nachfahren donauschwäbischer Familien, die teilweise auf dem Territorium des heutigen Ungarns lebten, sich für Donauschwaben halten, und diejenige, die geblieben sind, nicht mehr.
Diese Selbstabgrenzung, was sich in den letzten Jahrzehnten vollzog, hatte zur Folge, dass man sich im Mutterland schwertut sich als (Ungarn) Deutscher zu präsentieren. Der Begriff “Ungarndeutsch” bedeutet für den Durschnittsbundesdeutschen nichts, das gilt auch für Österreicher. Wenn man aber Donauschwabe sagt, wird es plötzlich auch für diejenigen verständlicher, wo wir hingehören, woher wir kommen, die die Geschichte des Auslandsdeutschtums/Volksdeutschtums nur oberflächlich kennen.
Die historische Verantwortung unserer Generation in diesem Sinne ist also, dass wir es klar machen: Der größte Teil der Ungarndeutschen gehört zum Donauschwabentum. Es gibt immer mehr Initiativen, z.B. die Kooperation des Landesrats und des Weltdachverbandes, wodurch Tanzgruppen aus Ungarn in den USA vor US-Donauschwaben auftreten, oder der immer aktivere Austausch zwischen den Banater Schwaben und dem Hartianer GJU-Freundeskreis. Der erste wichtige Schritt ist, dass wir feststellen: Wir sind Donauschwaben, Menschen mit der gleichen Herkunft wie unsere Landsleute im und aus dem Banat oder eben die wenigen in den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens oder auf dem ganzen Globus. Trianon und ihre grausamen Folgen haben uns zwar geteilt, aber heute, in einem Europa, wo wir uns freier bewegen können, wo wir Temeswar von Budapest aus in 4 Stunden erreichen können, ist es keine nicht überbrückbare Herausforderung, die Kontakte aufzuwärmen und zu pflegen. Wie das donauschwäbische Motto sagt: Semper atque semper liberi ac indivisi (Für immer frei und ungeteilt).