Eine erfrischende Kommunalwahlgeschichte
Von Richard Guth
„Für die Branauer Dörfer!” – steht auf dem Flugblatt, das im Wahlherbst viele ungarndeutsche Haushalte in Südungarn erreichte. „Uns hat bislang noch keiner auf Deutsch angesprochen”, freuten sich Branauer Wähler und hatten dabei völlig Recht. Denn was unser Vorstandsmitglied und Redakteur Patrik Schwarcz-Kiefer als Spitzenkandidat der rechtskonservativen Partei „Jobbik” in der Branau in die Tat umsetzte, besitzt Seltenheitswert. „Gestalten wir gemeinsam die Zukunft des Komitats Branau”, steht auf der Rückseite des Flyers über dem Bild des Spitzenkandidaten und des Landesfraktionsvorsitzenden, und auch das Wahlgrundsatzprogramm wird zweisprachig beschrieben. Für die Gemeinden hat sich das Wahlkampfteam um Schwarcz-Kiefer was Besonderes überlegt: „Für „Ohfala” steht auf einem der Flugblätter, die in Briefkästen des 350-Seelen-Dorfes nahe Nadasch landeten – das Team wollte sich bemühen die Bewohner der deutsch bewohnten Dörfer persönlich anzusprechen. Aber nicht nur an die Deutschen dachte der Spitzenkandidat, sondern auch an die Kroaten: „Udvarca u Samoupravu Baranjske Županije!”, auf Deutsch „Einen Udvarer Landsmann in den Komitatstag der Branau!” – mit diesem Slogan bewarb sich der 25-Jährige, der in der von Kroaten bewohnten Gemeinde nahe Fünfkirchen wohnhaft ist. Die Flugblätter wurden in beiden Sprachen, inhaltsgleich und in der gleichen Schriftgröße gedruckt. Denn die Größe zählt durchaus, wie uns ein slowakeimadjarischer Gastautor in der letzten Sonntagsblatt-Ausgabe eindrucksvoll begründete (Árpád Horony: Zählt die Größe nicht?, SB 03-2019).
Programmatisch legte der Jobbik-Mann und Wirtschaftsstudent, der sich auch für die LdU-Vollversammlung kandidierte, den Schwerpunkt darauf auf die Strukturschwäche des Komitats und die geringen Löhne hinzuweisen, deren Folge eine massive Abwanderung der Bevölkerung in Richtung Hauptstadt, Nordwestungarn und Ausland war und ist, was Deutsche, Kroaten, Madjaren und Roma gleichermaßen betraf und betrifft. Darüber hinaus sieht sich Schwarcz-Kiefer nach eigenem Bekunden als Sprachrohr der Deutschen – er wird in der neuen Komitatsversammlung in der Tat der Einzige sein, der eine Vergangenheit in der Volkstumsarbeit nachweisen kann.
Die zweisprachig gehaltenen Wahlprospekte sind dabei auf alle Fälle das richtige Zeichen – denn die Rechte sind für uns da, wie eine im Herbst gestartete Kampagne der Jakob Bleyer Gemeinschaft auch vermitteln möchte.