von Richard Guth
Verein für Ungarndeutsche Kinder (VUK) feiert zwanzigsten Geburtstag
„Ein Volk ohne Kenntnis seiner Geschichte, seines Ursprungs und seiner Kultur ist wie ein Baum ohne Wurzeln. Der VUK versucht als Verein auch sehr viel zu unternehmen, damit diese Worte nicht auf taube Ohren stoßen, so dass der Baum Wurzeln lässt und diese auch den notwendigen Nährboden vorfinden“, sagte Kristina Csordás, Büroleiterin des Vereins für Ungarndeutsche Kinder (VUK), anlässlich der Eröffnung einer Aktionswoche des Vereins in Hartau/Harta im Frühjahr. Neben einer Ausstellung hielt Büroleiterin Csordás außerplanmäßige Volkskundestunden in der Grundschule, bastelte mit den Kindern Ulmer Schachteln und übergab am vorletzten Tag dem Vereinsvorsitzenden Gabriel Werner das Podium, der mit Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen über Probleme und Möglichkeiten der zweisprachigen Erziehung diskutierte.
Denn der Vereinsvorsitzende, Lehrer und Vater zweier Kinder hat in den letzten Jahren viel Gelegenheit gehabt, Erfahrungen im ungarndeutschen Kosmos zu sammeln und Ansätze für die Fortentwicklung (oder vielerorts erst Schaffung) zweisprachiger Bildungs- und Erziehungsangebote zu entwickeln. Sein Verein feiert dieses Jahr den 20. Jahrestag seines Bestehens, was im September in Fünfkirchen feierlich begangen wurde. Auch das Sonntagsblatt hat in den nächsten Jahren mehrfach über die Arbeit von VUK berichtet (Mehr als nur Erholung, SB 01-2017 / Im Dienste der ungarndeutschen Jugend, SB 01-2018). „20 Jahre sind eine lange und gleichzeitig doch kurze Zeit. Der Verein hatte gute und weniger gute Phasen, doch kann er sich auch nach 20 Jahren behaupten. Es gibt heutzutage viel jüngere Freiwillige als zuvor, die mitwirken und den Kindern Freude bereiten, ihr Wissen weitergeben wollen. Auch heute noch steht der VUK für traditionelle, ungarndeutsche Werte, Sprachvermittlung, Sprachpflege, die Weitergabe der Sitten und Bräuche. Die Kinder sollen ihre Freizeit mit sinnvollen Aktivitäten füllen, ungarndeutsche Familien sich kennen lernen, und auch wenn sie geographisch gesehen weit voneinander wohnen, soll eine Verbindung zu Stande kommen. Die Familientreffen dienen auch dazu sich auszutauschen, einander zu stärken, Unsicherheiten und Unklarheiten aus dem Weg zu schaffen”, so Werner.
Regelmäßige und unregelmäßige Programme wie die Kinder- und Babyecke in Fünfkirchen, das Sommerfest und das Sommercamp, das dieses Jahr in Fadd in der Tolnau stattfand, das Familienwochenende oder der Wettbewerb der Verrückten Schiffe in Hartau bedürfen des besonderen Engagements von Freiwilligen wie der Deutschen Katrin Bouss. Sie verbrachte im Juli samt 20 Leiterinnen und Leiter und 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 8 und 14 Jahren eine Woche in Fadd. Die Kinder waren, je nach Deutschkenntnisse, in „Familien” tätig, was nach Auskunft der Organisatoren eine individuelle Förderung ermöglichen sollte. Daneben arbeiteten die Kinder in Zünften für unter anderen Filzen, Blaufärben und Kerzengießen und bereiteten gemeinsame Aktionen vor wie den ungarndeutschen Nachmittag mit mehreren Stationen und den Flashmob-Tanz zum Fliegerlied auf dem Marktplatz von Sexard. Aktionen, die eine gründliche Vorbereitung erfodern: So treffen sich engagierte Betreuer wie Georg Schuckert und Babett Túrós, die wir bereits im Sonntagsblatt vorgestellt haben (Im Dienste der ungarndeutschen Jugend, SB 01-2018), zweimal im Jahr zu Jugendtreffen, um die Programme gemeinsam vorzubereiten.
Die in der Zukunft womöglich länderübergreifend stattfinden werden. Aus diesem Grund besuchten Vertreter des VUK und der Gemeinschaft Junger Ungarndeutscher (GJU) das westfälische Münster, wo ein junger Mann ungarndeutscher Herkunft, Attila Repkény, ein Jugendcafé betreibt – ein Ort, wo Jugendliche sinnvoll ihre Freizeit verbringen können. Geplant ist eine enge Kooperation zwischen dem Jugendcafé und den ungarndeutschen Organisationen in Form von Schüleraustausch und der Teilnahme an einer Aktion des Cafés namens Spielstadt.
„In den 20 Jahren hat VUK viel für die ungarndeutschen Kinder und Familien getan, doch soll es in der Zukunft noch mehr werden, denn die Assimilierung macht sich leider überall bemerkbar. Solange aber willige Familien, Vereine sich dafür einsetzen, dass das Ungarndeutschtum erhalten bleiben soll, gibt es Hoffnung“, wagt Vorsitzender Werner eine Prognose.
Bild: spielwelt.org.au