von Richard Guth
Auch wenn Olivia Schubert nicht bei Null anfangen soll, die Umstände wollten es dennoch so haben, dass sie in ihr Amt noch hineinwachsen soll, so das Fazit der neuen Vorsitzenden der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, die aus Bohl in der Branau stammt. Für Olivia Schubert ist das LdU-Umfeld in der Tat alles andere als fremd: Vor ihrer Tätigkeit bei Audi Hungaria war die Politikwissenschaftlerin Geschäftsstellenleiterin und bekleidete auch das Amt der Vizevorsitzenden der Landesselbstverwaltung.
Für die neugewählte Vorsitzende sei es das Wichtigste, für Kontinuität zu sorgen, damit die begonnenen Projekte, Aktionen und Aktivitäten weitergeführt werden. Dennoch spürt sie nach eigenem Bekunden die Erwartung vieler, eigene Akzente zu setzen, der sie in der Zukunft auch gerne entsprechen möchte. Als Orientierungspunkt gelte für sie die LdU-Strategie 2020, die es kritisch zu hinterfragen gilt: Wo stehen wir, was ist uns gelungen? Was war und ist nicht realisierbar? Dabei wünscht sie sich ein „Update” des Strategiepapiers, in Zusammenarbeit mit den Gremien der LdU. Als weitere Aufgabe sieht Schubert die Aufrechterhaltung der Betriebsfähigkeit der Institutionen, den gegenüber die LdU eine besondere Verantwortung trage. Dabei „soll das hohe Niveau an den Bildungseinrichtungen erhalten bleiben”, was nur über die Verbesserung der Infrastruktur und der Rahmenbedingungen geschehen könnte. Als Beispiel und gleichzeitig besonderes Vorhaben nannte die Vorsitzende im SB-Gespräch das Stipendienprogramm für Kindergartenpädagogen, das im Dezember beschlossen werden soll (das Gespräch fand Anfang November statt, R. G.) und das ab dem nächsten Schuljahr als staatliches Programm weiterlaufen soll – jetzt komme es darauf an, „den Rahmen festzulegen”. Auch die juristische, pädagogische und verwaltungstechnische Unterstützung der Selbstverwaltungen steht für Olivia Schubert ganz oben auf der Agenda – hierfür soll der bereits begonnene Dialog weitergeführt werden. Dabei könnten die DNSVW von der LdU konkrete Empfehlungen erhalten, der Landesselbstverwaltung komme dabei die Rolle einer Lobbyistin zu. Auch die lokalen und landesweit tätigen zivilen Organisationen sollen gestärkt werden, denn sie stellten „ein Fundament unserer Gesellschaft” dar.
Dabei steht die Gemeinschaft nach Eindruck von Olivia Schubert vor großen Herausforderungen: Der demografische Wandel, der auch im Kreise der Ungarndeutschen einen Rückgang bedeute, die Auswanderung, da die LdU vermehrt feststelle, dass Eltern ihre Kinder von der Schule nähmen, weil sie ins Ausland ziehen, die Nachwuchssorgen im Bildungsbereich, in dem man in den nächsten vier-fünf Jahren große Kämpfe um gute Pädagogen austragen werde, der Umgang mit den Y- und Z-Generationen mit ihren modernen Vorstellungen, die Frage nach Form und Intensität bei der Pflege der Traditionen gehörten zu diesen Zukunftsfragen. Olivia Schubert zeigt sich aber zuversichtlich, denn die Einführung ein- und zweisprachiger Angebote hätte bereits jetzt positiv auf die Sprachkenntnisse ungarndeutscher Jugendlicher ausgewirkt. Es gelte diese Arbeit fortzuführen. Schubert hofft auch, dass der Dialog mit den ungarischen staatlichen Bildungsträgern auch an den staatlichen Nationalitätenschulen Früchte tragen würde.
Auch der Dialog mit Vertretern der Bundesrepublik Deutschland sei wichtig, zumal die LdU auf diese Weise Einfluss auf Entscheidungen nehmen könnte. „Wir sind dankbar, dass die Bundesrepublik unsere Gemeinschaft schätzt”, so Schubert. Auch die Zusammenarbeit mit dem Abgeordneten der deutschen Minderheit, Emmerich Ritter, bezeichnet die Vorsitzende gut: Ritter würde mit der LdU Themen und Vorhaben besprechen, Rat und Meinung bei Experten und Ausschussmitgliedern einholen und an den Vollversammlungen teilnehmen. „Ich hoffe, dass wir in dessen Folge in den nächsten vier Jahren wichtige Ergebnisse erzielen werden”, so LdU-Vorsitzende Olivia Schubert.
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